Université du Havre (Doube Degree Affaires Internationales)

Ich wurde initial vor die Wahl dreier Universitäten gestellt. Bei der Auswahl habe ich vor allem auf die angebotene Lehrsprache geachtet.

Untergebracht war ich in der kürzlich erst neu erbauten Containersiedlung Cité à Docks. Die An- lage ist für 100 Studenten ausgelegt, befindet sich in unmittelbarer Nähe zu den großen Hafen- becken und ist von der Université du Havre ca. 2 km entfernt. Die Siedlung ist umzäunt, aus Si- cherheitsgründen videoüberwacht, verfügt über einen Waschraum mit Waschmaschine und Trockner, einen Basketballkorb, viele Parkplätze und einen eigenen Hausmeister. Die ausgebau- ten Container mit IKEA- Feeling sind für monatlich ca. 300 zu haben und bieten mit 24m² auch ausreichend Platz. Sie sind sehr sauber und bestehen aus einem kleinen Wohnraum mit Bett, ein paar Ablagefächern und einem Schreibtisch. Zudem gibt es eine winzige Küchenzeile und ein kleines Bad.

Auch haben die Veranstaltungen in Frankreich in der Regel eine deutlich geringere KP- Zahl, als man es aus Deutschland gewohnt ist. Um also ein Äquivalent zu einer hiesigen 6- KP-Veranstaltung belegen zu können, sollte man unter Umständen damit rechnen, in Frankreich zwei bis drei Kurse belegen zu müssen. Bei manchen dieser Kurse ist zusätzlich ein verpflichtendes (Achtung: Anwesenheitsliste) und erst einige Wochen später beginnendes Tutorium zu belegen. Es ist regelmäßig so, dass man über die Existenz dieses Tutoriums bei der Kurs- wahl nicht informiert wird und dies auch aus den Kursunterlagen für das ungeübte Auge nicht wirklich ersichtlich ist.

Da Frankreich sowohl aufgrund seiner historischen Bedeutung als auch aufgrund seiner politischen und ökonomischen Relevanz zweifellos Deutschlands wichtigster Nachbarstaat ist, entschloss ich mich, an einem der angebotenen deutsch- französischen Studienprogramme teilzunehmen.
Das Fach Affaires Internationales erlaubt es, einen wirtschaftsrechtlichen Fokus zu legen ohne Jura zu studieren und nach 6 Semestern zwei Abschlüsse von zwei Universitäten zu erhalten. Die Möglichkeit dieses Double Degrees hat den Ausschlag zur Entscheidung für dieses Studium neben den klassischen BWL, Wirtschaftswissenschaften oder VWL Studiengängen gegeben.
Ich habe mir die Hochschule nicht explizit ausgesucht, sie bot jedoch das zu diesem Zeitpunkt beste und verhältnismäßig günstigste Gesamtprogramm mit aussichtsreichen Perspektiven an. Einen konkreten Beruf hatte ich nicht avisiert, jedoch immer den Fokus auf einen Einstieg in die Unternehmensberatung.

Die Module waren teils sehr Praxisnah, teils aber auch rein theoretisch ausgerichtet. Ich hatte mein Learning Agreement zwar vorher angefertigt aber es stellte sich heraus, dass einige meiner ausgewählten Kurse Mastermodule waren oder andere nur im Sommersemester angeboten wurden. Deshalb musste ein ganz neuen Plan aufstellt werden. Das Problem geeignete Module zufinden war groß, denn anders als hier wird nicht eine Modulliste aller Studiengänge für alle einsehbar online zur Verfügung gestellt. Jedes Department hat ein eigenes Sekretariat, wo Infoblätter zu den Modulen zum Bachelor (Licence 1 bis Licence 3) und Master einzeln aufgelistet sind. In meinem Fall habe ich Kurse aus drei verschiedenen Studiengängen belegt. Dabei musste beachtet werden, dass diese nicht kollidieren und im Besten Fall später angerechnet werden können.

Meine Kurse waren überwiegend in einer relativ kleinen Gruppe bis zu 30 Studenten, was ererleichterte sich zu integrieren und bei Fragen Kommilitonen oder den Dozenten anzusprechen. Die Hochschule selbst war gut gelegen und für französische Verhältnisse nach meiner Einschätzung relativ modern ausgestattet (Bibliothek, große Hörsääle). Die Lehrmethode ist allerdings meist "Frontbeschallung", digitale Tools kommen fast gar nicht zum Einsatz.

Die Universität Le Havre ist aufgrund vieler Kooperationsmodelle und Austauschprogramme sehr international. Die Zahl der internationalen Studenten ist gefühlt sehr hoch. Neben einigen amerikanischen, vielen europäischen und einer Großzahl maghrebinischer Studenten wird die Universität auch von einer beachtlich großen Zahl chinesischer Studenten besucht. In manchen meiner Kurse (z.b. aus dem Studiengang Licence Administration économie et sociale) stellten die chinesischen Studenten über 50% der Kursteilnehmer.

Die Studiengebühren des deutschen Teils blief sich auf ca. 700€/Semester inkl. Semesterticket. Der französische Teil konnte durch ein Erasmus Stipendium finanziert werden.

Die Studiengebühren für Frankreich können durch ein Erasmus Stipendium abgedeckt werden, dies können auch "gute" Studenten erreichen (nicht nur high-flyer). Hervorragende Ergebnisse erhalten keine finanzielle Belohnung. Die Universität Le Havre unterstützt bei der kostengünstigen Wohnungszuordnung.
Die Universität Le Havre hat eine Partnerschaft mit dem sog. Crous, die mehrere Unterkünfte für Studenten in Le Havre bieten. Für die Finanzierung der Unterkunft gibt eine Unterstützung von dem französischen Staat die vom Amt des Caf organisiert wird. Ich würde jedem empfehlen diese zu beantragen.