Zeppelin Universität
Ein Student der Zeppelin Universität in Friedrichshafen berichtet über den Masterstudiengang Corporate Management & Economics.
Der Bewerbungsprozess
Der Bewerbungsprozess an der ZU erinnert an den mancher Stipendienstiftungen. In der ersten Runde wird neben Zeugnissen vor allem ein mehrseitiger ausformulierter (!) Lebenslauf erwartet, der auch auf Interessen und wichtige Entscheidungen im Leben eingehen sollte und immer auch das Warum adressiert. Kommt die Bewerbung gut an, wird man zu einem PioneersWanted!-Auswahltag eingeladen. Man bearbeitet in der Gruppe einen kleinen Case bei einer Firma oder Institution der Region, wobei es nicht darum geht, sich kompetitiv zu positionieren, da es keine festen Aufnahmequoten gibt. Aus diesem Grund ist auch die Stimmung an den Auswahltagen super, da es keine Konkurrenz gibt, sondern nur man selber zählt. Zentral sind zwei 40-minütige Sechs-Augen-Gespräche mit jeweils einem Professor oder Dozenten der ZU sowie einem Externen (Förderunternehmen, Presse, Politik) und einem Studenten. Die Gespräche haken meist im Lebenslauf ein, können sich aber überall hinbewegen. Das Ziel ist es, den Menschen kennenzulernen und zu sehen, ob er oder sie zur Uni passt. Noten sind dann eher Nebensache. Assessment Center-Blödsinn mit irgendwelchen Fragen unter Zeitdruck findet nicht statt. Zum Studienstart wird dann noch ein
TOEFL oder IELTS-Test verlangt, aber nicht auf Spitzenniveau. Der Grund für diesen Nachweis ist, dass der größere Teil der Lehre auf Englisch stattfindet.Der beste Tipp für das Bewerbungsverfahren, den ich geben kann, ist einfach, man selbst zu sein. Wenn man sich verstellt, um zu gefallen und reinzukommen, fällt das entweder auf und scheitert oder, schlimmer, es klappt und man stellt später fest, dass man eigentlich gar nicht zur ZU passt. Es ist jederzeit möglich, die ZU für ein oder zwei Tage zu besuchen und an den Seminaren teilzunehmen, um diese und vor allem auch die Kommilitonen kennenzulernen. Diese Gelegenheit wahrzunehmen, kann ich nur empfehlen.
Das Masterstudium und die Hochschule
Zunächst zeichnet die ZU aus, dass sie familiär klein ist. Der CME-Jahrgang
hat nicht mehr als 30 Studenten, dadurch lernt man jeden
kennen. Der Umgang miteinander ist sehr kollegial und nicht kompetitiv.
Da nicht nur BWLer zum BWL-Master zugelassen werden,
sondern alle vorherigen Abschlüsse qualifizieren, gibt es im positiven
Sinne aus jedem Dorf einen Hund und viel von den Kommilitonen und
ihren Perspektiven zu lernen. Ich selbst bin auch genau deswegen an
die ZU gegangen: Wegen der Menschen, die ich erwartet habe, hier
kennenzulernen und wegen des breiten wissenschaftlichen Blicks auf
die Wirtschaft. Die ZU ist ausdrücklich keine Business School, auch
wenn sie als private Uni oft mit diesen in einem Atemzug genannt wird. Case Studies z. B. sind verpönt. Es werden keine Lösungen
angeboten, sondern Fragen aufgeworfen.
Ich habe mich nach meinem Architekturstudium für den Wirtschaftsmaster
entschieden, weil ich mich selbstständig machen
werde und vorher Wissen im Bereich Corporate Culture und Change
Management erarbeiten wollte. Die ZU bietet dafür (und für praktisch
alle anderen Themen) mit ihrer Wahlfreiheit und der ausgeprägten
Möglichkeit, den eigenen Fragen nachzugehen, die optimale
Umgebung. Dies kommt auch daher, dass in den meisten Fächern
keine Klausuren geschrieben werden, die Konservenwissen abfragen,
sondern eigene Paper zu schreiben sind. Außerdem gibt es die Möglichkeit,
Fächer der anderen Studiengänge (Soziologie/Kulturwissenschaften
sowie Politik-/Verwaltungswissenschaften) zu belegen und
sich eine eher interdisziplinäre Ausrichtung zu erarbeiten.
Die Vernetzung der ZU zu Auslandsunis ist gut, ob man von nur
vier Semestern im Master aber eines woanders studieren will, muss
jeder selbst entscheiden. In jedem Fall ist nach dem zweiten Semester
ein Auslandspraktikum Pflicht.
Ich kann die ZU und den CME-Master jedem empfehlen, der sich
ernsthaft für Wirtschaft und wissenschaftliche Hintergründe interessiert,
eigene (Forschungs-)Fragen stellen möchte und bereit ist, selbständig zu arbeiten. Wer eine passive Konsumentenhaltung hat und erwartet,
für die Studiengebühren nun vorgekautes MBA-Wissen gut verdaulich
vorgebetet zu bekommen, wird hingegen nicht glücklich werden.
Diese Artikel könnten dich auch interessieren
Rotterdam School of Management
"It was a responsibility for me to come back!"