Erfahrungsbericht

McKinsey & Company (Bewerbung Einstiegsposition)

Unternehmen

McKinsey & Company

Job-Titel

Bewerbung/ Bewerbung-Unternehmen

Standort

Zeitraum

2003

Position

Einstiegsposition

Bewertung von

Anonym

Beworben für

Einstiegsposition

Gesamtbewertung

Ablauf des Interviews

McKinsey bündelt seine Beratungsaktivitäten im IT-Umfeld im sog. Business Technology Office oder kurz: BTO. Bei diesem BTO handelt es sich um ein weltweites, virtuelles Office. Es hat damit in etwa so den gleichen Stellenrang wie beispielsweise das McKinsey Office Germany. Zwar sind die Anforderungen zur Einstellung bei McKinsey grundsätzlich weltweit identisch, genauso wie allerdings das Verfahren von Land zu Land leicht differiert, gibt es auch beim BTO einige Eigenheiten.

Zunächst einmal gilt es, beim ersten Screening nicht durch's Raster zu fallen. Dieses geschieht nach positiver Sichtung der Bewerbungsunterlagen entweder durch Telefoninterviews oder (wie bei mir) durch zwei vorterminierte Interviews von je 45min auf einer Recruiting-Messe. Vom Hörensagen her weiß ich aber, dass dieses erste Screening auch durch anderweitige Kontakte (veranstaltungen, direkte Ansprache durch McK, etc.) ersetzt werden kann. Wenn man diese erste Hürde dann genommen hat und von McKinsey (noch immer) als interessant eingestuft wird (man kann dabei aber grundsätzlich auch kleinere Mängel im Lebenslauf haben, solange die Personality stimmt), wird man zu einem sog. Bewerbertag eingeladen.

Dieser findet vorzugsweise in Frankfurt/Main und ca. einmal pro Monat statt (stets an einem Freitag). Es werden alle Bewerber eingeladen, die sich national auf das BTO beworben und das erste Screening erfolgreich überstanden haben. Die Anzahl der Bewerber ist dabei grundsätzlich sehr überschaubar und liegt so zwischen 3-6 Personen. Hinsichtlich der Organisation lässt sich McK natürlich nicht lumpen: reist man von einer entfernteren Stadt an, darf man einen Tag vorher mit dem Flugzeug (Business Class) anreisen und wird dann für eine Nacht in einem erstklassigen Hotel untergebracht (Maritim oder Intercontinental). Am Vorabend wird man noch zu einem sog. "Welcome Diner" eingeladen, um die anderen Bewerber kennenzulernen und mit einigen Meckies (die nicht unbedingt für das Recruiting zuständig sein müssen) unverfänglich ins Gespräch zu kommen. Der Rahmen ist recht informell und unverbindlich.

Der eigentliche Bewerbertag am nächsten Morgen beginnt um 8.00 Uhr und besteht aus einem schriftlichen Test (APS - Advanced Problem Solving Test) sowie 3-4 vorterminierten Interviews. Ich muss dazu sagen, dass mir das Prinzip, wonach man etweder 3 oder 4 Interview zu absolvierten hat, nicht ganz klar ist. Es scheint so zu sein, dass diejenigen, die ein etwas "intensiveres" Vorscreening hatten (z.B. zwei ausführliche Interviews auf einer Messe) nur 3 Gespräche absolvieren zu brauchen (wie ich), wohingegen ganz "unbekannte Gesichter" derer 4 auf der Agenda haben. Auf jeden Fall weiß man bereits vor der Anreise, wieviele Interviews zunächst vorgsehen sind.

Man absolviert zuerst den Test und zwei Interviews (gemixte Reihenfolge), dann gibt's eine Mittagspause. Anschließend folgt dann das weitere oder die weiteren Gespräche. Hierbei ist erwähnenswert, dass man grundsätzlich von den anderen Bewerbern "getrennt" gehalten wird - jeder wird in ein eigenes Zimmer geführt. Erst bei der Mittagspause trifft man wieder zusammen. Wenn man alles mit Bravour bestanden hat, erhält man noch am gleichen Tag die Information, ob McK noch an einem interessiert ist. Wenn dem so ist, wird intern ein Vorschlag zur Gehaltseinstufung an einen Partner weitergeleitet. Man wird dann ein paar Tage später zum sog. "Final" eingeladen, also dem dem konkreten Einstellungsgespräch. Wer's bis zum Final geschafft hat, soll eine Chance von ca. 80% haben, dieses mit einem Angebot zu verlassen. Ein gewisser Anteil wird angeblich aber auch selbst hier noch aussortiert - wahrscheinlich weil einen der Partner einfach nicht leiden mag.

Was einem vorher aber nicht gesagt wird, ist der Umstand, dass nach den zwei Interviews und dem schriftlichen Test am Bewerbertag in der Mittagspause eine weitere Hürde genommen oder eben nicht genommen wird. Wenn man also nach der Pause wieder in seinen Raum zurück geführt wird und auf das nächste bzw. die nächsten Gespräche wartet, kann es durchaus passieren, dass ein bereits bekannter Interviewer reinkommt und einem "urplötzlich" eröffnet, dass man an dieser Stelle ausscheidet.

Alle Interviews, die man bei McK (BTO) bis zu der (nicht kommuninizierten) Hürde in der Mittagspause des Bewerbertags hat (wie auch Telefoninterviews oder Interviews auf Recruiting-Veranstaltungen), verlaufen durchweg nach dem gleichen Strickmuster:

1. Interviewer stellt sich und seinen Lebensweg recht ausführlich vor (ca. 5min).
2. Man soll frei von sich selbst erzählen (ca. 10min).
3. Es wird ca. 30min eine Fallstudie bearbeitet.
4. Es werden Fragen des Bewerbers beantwortet.

Auf Nachfrage wird Feedback gegeben. Die Gespräche bauen bis dain in keinster Weise aufeinander auf. Jeder Interviewer will sich zunächst vollkommen unvoreingenommen ein Bild vom jeweiligen Bewerber machen. Nur wenn alle Interviewer unabhängig voneinander einen Bewerber gutheissen, kommt man weiter.

Wenn man die unsichtbare "Mittags-Hürde" jedoch genommen hat, erfolgen die Interviews anschließend nach einem anderen Muster: Nun wird tiefer in der Persönlichkeit "rumgebohrt" (Warum haben Sie dieses und jenes gemacht? Was sind Ihre Stärken/Schwächen? etc.). Außerdem muss man hier seine Kreativität beweisen (Formulieren Sie doch mal eine Zeitungsschlagzeile über Ihr Leben!). Man muss hier beweisen, dass man weiß, auf welchen Beruf man sich eingelassen hat, und sich nicht aus dem Konzept bringen lassen. Schauspielern bringt gar nix. Auch solche Fragen muss man sich da dann gefallen lassen: "Wir haben da Zweifel, ob Sie skrupellos genug für den Job sind. Wie sehen Sie das?" Man kann sich sicher sein, dass McK in der Mittagspause schon ein recht ausgefeiltes Bild von der Persönlichkeit eines Bewerbers angefertigt und besprochen hat und deswegen die nachfolgenden Gespräche perfekt auf die jeweilgie Person anpasst - also bitte nicht wundern über den "Rhytmuswechsel"!

Die Interviewer sind übrigens entweder "normale" Consultants (die sich gerade im HR einen Namen machen) oder aber auch Principals und Partner - Querbeet also. Achja, alle Interviews sind immer one-on-one, also nur Ihr und der/die InterviewerIn sind im Raum.

Interview-Fragen

Zunächst einmal ist zu sagen, dass im gesamten Bewerbungsverfahren KEIN Fachwissen abgefragt wird - nicht einmal ansatzweise. Man muss sich auch nicht wie in einem normalen AC darauf vorbereiten, plötzlich eine Präsentation zu halten oder in einer Fremdsprache weiterzusprechen oder irgendwelche anderen "Verrenkungen" zu machen. Stattdessen müsst Ihr in den Fallstudien zeigen, dass Ihr auf einem sehr hohen Niveau strukturieren könnt und Schnelldenker seid und Eure Persönlichkeit McK-like ist.

Man bekommt im Vorfeld von McKinsey einen ganzen Stapel an "Fachliteratur" zugesandt, bei welchem man denken könnte, man müsse sich da durch alles durcharbeiten. Spart Euch das! Um die Fälle perfekt zu lösen (und nur das ist die einzige Methode, um weiterzukommen), solltet Ihr strukturieren können, präzise das Problem erfassen, ein gesundes Allgemeinwissen haben und gut ausgeschlafen sein. (Letzteres fällt einem übrigens nicht leicht, da dieses "Welcome Dinner" vom Vortag sich durchaus bis spät in die Nacht hinziehen kann.)

Ich möchte an dieser Stelle absichtlich keine konkreten Fragen nennen, weil ich der Meinung bin, dass dadurch der Eindruck entstehen könnte, man könne sich doch irgendwie auf die Fragen vorbereiten. Auf das Strukturieren könnt ihr Euch sehr gut vorbereiten mit dem "squeaker.net Insider-Dossier: Bewerbung bei Unternehmensberatungen" - hier gibt es auch zahlreiche Fallstudien zum Üben. Wobei Ihr auch hier drauf achten müsst, "open-minded" zu bleiben und nicht stumpfsinnig irgendwelche Frameworks anzuwenden. Das hilft eh nichts! Ich habe inzwischen einige getroffen, die vollkommen ohne Vorbereitung durch die Fälle erfolgreich gekommen sind. Außerdem gibt's Leute, die "inhalieren" diese Fallstudien und fallen dann trotzdem durch. Entweder man hat eine bestimmte "Denke" für diese Fälle oder nicht - darum geht's. Und glaubt mir: McKinsey findet das schon raus, ob Ihr die habt oder nicht.

Was man wirklich üben kann, ist dieser schriftliche Test. Zum Testen kann man sich den "Fidschi-Cola Case" von der BTO-Website herunterladen. Der Probetest hat 4 Fragen und man braucht ohne Taschenrechner ca. 30min, um ihn einigermassen sicher durchzuarbeiten. Der echte Test hat hingegen 15 Fragen, die mitunter DEUTLICH schwerer sind als in dem Probetest. Taschenrechner ist tabu. Zeit hat man aber nur exakt 45min Zeit. Man hat wirklich Mühe, den echten Test zu absolvieren, schon alleine wegen der großen Masse an Informationen die da auf einen einregnen. Das gibt echt Streß pur! Am besten trainiert man vorher ein paar Wochen lang alte Mathe-Textaufgaben aus der Schule (3-Satz, Prozentrechnen, etc.). Mein Rat: löst lieber weniger Aufgaben, dafür richtig! Übrigens werden alle Schmierzettel eingesammelt. Ich weiß nicht, wie das bewertet wird, aber es schadet sicher nichts, da drauf orgentlich zu schreiben und so strukturiert vorzugehen, wie's sich für einen Berater gehört.

Offiziell soll der schriftliche Test nicht so stark gewichtet werden (warum macht man ihn dann?). Es soll vielmehr so sein, dass das Testergebnis (welches man übrigens nicht erfährt) benutzt wird, um Thesen über den Bewerber zu stützen oder zu widerlegen (was auch immer das heissen mag).

Einblicke und Insider-Tipps

Einen dicken Ratschlag kann ich Euch noch mitgeben: Denkt dran, Euch nach JEDEM einzelnen Interview Feedback bei dem Interviewer abzuholen. Ohne Nachfrage kommt da zunächst nicht viel. Nur so habt Ihr die Möglichkeit, einen gemachten Fehler gesagt zu bekommen und im nächsten Gespräch auszubügeln.

Das Feedback ist insgesamt gut. Wobei man dazu sagen muss, ob man wirklich ehrliche Antworten bekommt oder nicht, weiß man nicht wirklich. Am Ende ist es doch so, dass die tatsächlichen Bewertungskriterien (Stichwort: Skrupellosigkeit) nicht wirklich offen gelegt werden. McKinsey gibt sich schon Mühe, nach außen hin den Prozess als sehr transparent zu deklarieren, intern aber sicherlich "geheime" Maßstäbe anzuwenden. Geniesst das Feedback, das Ihr bekommt also auch mit Vorsicht. McKinsey ist eben McKinsey - und die lassen sich nicht wirklich in die Karten schauen.

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