Erfahrungsbericht

Boston Consulting Group (Bewerbung Praktikum)

Unternehmen

Boston Consulting Group

Job-Titel

Bewerbung/ Bewerbung-Unternehmen

Standort

Zeitraum

2004

Position

Praktikant:in

Bewertung von

Anonym

Beworben für

Praktikum

Gesamtbewertung

Bewerbungsprozess

3 Interviews

Ablauf des Interviews

Zuerst werden alle Kandidaten in einem Raum versammelt und ein Berater stellt die Unternehmung (in diesem Fall BCG Zürich) vor.
Dann werden die Kandidaten auf Räume verteilt, in denen sie dann bleiben und in denen nacheinander die drei Interviews mit einer Dauer von je einer Stunde durchgeführt werden. Im konkreten Interview wird zuerst der Lebenslauf durchgegangen. Zwei der drei Berater, die mich interviewt haben, sind den Lebenslauf chronologisch durchgegangen und haben gefragt, was ich bei den einzelnen Tätigkeiten genau gemacht habe. Es ging vor allem darum zu sehen, ob hinter den Angaben auf dem Lebenslauf etwas steckt oder ob man einfach den Lebenslauf aufgefüllt hat. Es wurden häufig "Warum"-Fragen gestellt, warum hast du dies oder das gemacht?

Ein Berater hat zusätzlich Fragen gestellt wie: Wann hast du schon mal im Team gearbeitet? Was waren deine grössten Schwierigkeiten? Was hast du letzthin Verrücktes gemacht? Was würden deine Freunde über dich erzählen?
Bei einem Berater habe ich gemerkt, dass er sich gar nicht für den Lebenslauf interessiert hat, sondern lediglich Fragen gestellt hat um Fragen gestellt zu haben. Es war ihm also völlig gleichgültig, was ich antwortete.
Anschliessend erzählt der Berater kurz etwas über den Case, den man zu lösen hat.

Interview-Fragen

Ich hatte drei Interviews und somit auch drei Cases zu lösen.

Interview (1):
Im ersten Case, den der Project leader präsentierte, lautete folgendermassen: "Wie würden Sie als Versicherung eine neue Lebensversicherung einführen". Ich habe dann nach den bisherigen
Produkten der Versicherung und nach Marktstudien gefragt. Im Laufe des Gespräches musste ich dann noch zwei Kurven aufzeichnen. Eine Kurve des Lebenseinkommens und die andere Kurve mit dem Bedürfnis des Menschen nach einer Lebensversicherung über das Leben hinaus. Es ging darum aufzuzeigen, gegen welche Risiken in welchem Lebensabschnitt sich ein Mensch absichern will.

Interview (2):
Auch im zweiten Interview ging es wieder um Versicherungen. Diesmal bekam ich ein Blatt mit Angaben über verschiedene Versicherungsprodukte einer Versicherung. Also Ertrag, Kosten und Gewinn der Motorfahrzeugversicherung, der Hausratversicherung usw. Es fiel sofort auf, dass eine Sparte einen besonders hohen Verlust machte. Die Frage lautete: Wie kann die Versicherung als Ganzes wieder Gewinn generieren?

Der Berater stellte dann die Frage, ob man diese Sparte, in casu Motorfahrzeugversicherung einfach verkaufen könne. Danach rechnete ich den neuen Gesamtgewinn der Versicherung ohne die bezeichnete Sparte aus.
Dabei musste man beachten, dass es absolute Fixkosten gibt, die auch nach dem Verkauf der Sparte bleiben. Somit kann man die Verlust kreierende Sparte nicht einfach abstossen.
Im zweiten Schritt ging es darum die Versicherung nach Kunden zu segmentieren, d.h. Privatkunden Geschäftskunden usw. Dabei stellte sich wieder die Frage, ob man eine Kundengruppe einfach
abstossen könne und dies war wieder aufgrund der absoluten Fixkosten nicht möglich.
Am Ende stellte sich heraus, dass man den Selbstbehalt der Versicherungsnehmer heraufgeschraubt hatte um den Gewinn der Versicherung zu erhöhen. Der Verlust war insbesondere dadurch bedingt, dass viele kleine Schäden durch die Versicherung bezahlt werden mussten. Die Prämie konnte man nicht erhöhen, da sonst die Versicherungsnehmer rebelliert hätten. Somit hat man eine indirekte Prämienerhöhung über den Selbstbehalt durchgeführt. Die Versicherung hat argumentiert, dass ihr Zweck es sei grosse Schäden zu versichern und nicht kleine alltägliche Schäden. Deswegen sei es sinnvoll, dass die Versicherungsnehmer die kleinen Schäden selbst bezahlen. Durch die Erhöhung des Selbstbehaltes kam die Versicherung dann wieder in die Gewinnzone.

3. Interview:
Dieser Case war ein bisschen komplizierter. Ich kann mich nicht mehr genau an den Case erinnern und versuche ihn deswegen so gut es geht zu rekonstruieren. Die Unterlagen zum Case, die mir der Berater gezeigt hat, waren in Englisch, das Gespräch wurde jedoch in Deutsch geführt.
Der Case ging um ein Pharmaunternehmen, das die Anwendung eines neuen Medikamentes erforschte. Das Medikament wurde in verschiedenen Arztpraxen getestet. Das Pharmaunternehmen hatte bisher bei der Kostenfestellung der Testung der Medikamente mit einem bestimmten Algorithmus gearbeitet, der jedoch signifikant von der Wirklickeit abwich.

Als erstes zeigte mir der Berater ein Blatt mit einer Funktion:
Kosten= Anzahl Angestellte X Anzahl Patienten X Anzahl StundenX Anzahl Stunden X Konstante

(Diese Gleichung wurde mir auf Englisch präsentiert und die Angestellten hatten einen speziellen Namen und ich musste zuerst einmal herausfinden, was dieser Name bedeutete. Ich weiss den englischen Ausdruck nicht mehr.)

Es ging somit darum diese Kostenfunktion so zu ändern, dass die, Variabeln, die diese Kostenfunktion beinhaltet mehr der Wirklichkeit entsprechen.

Auf jeden Fall fand ich heraus, dass die Gleichung folgendes aussagt:
Die Kosten der Versicherung lassen sich aufteilen auf die Anzahl Angestellten, die die Arztpraxen besuchen um die Testresultate, die sie benötigen zu holen, die Stunden die sie dafür benötigen, sowie die Anzahl Patienten, die an diesen Tests mitmachen. Nun ging es darum diese Kostenfunktion, in dem Sinne zu modifizieren, dass sie die Wirklichkeit wiedergibt.

Ich erstes war es wichtig den Ablauf eines Arztbesuches eines Angestellten (englischer Ausdruck), der die Arztpraxen besucht zu erfragen.

Nun kam dabei heraus, dass der Besuch einer Arztpraxis immer einen halben Tag benötigt. Somit sind die Anzahl Patienten, die bei einem Arztbesuch analysiert werden irrelevant. Somit konnte diese Variable aus der Kostenfunktion gestrichen werden.

Die Lösung des Cases lief darauf hinaus, dass die Kostenfunktion nicht von der Anzahl Patienten abhängt. Somit kann das Pharmaunternehmen Kosten einsparen indem jeder Arzt mehr Patienten mit einem bestimmten Medikament testet. Der Angestellte muss sowieso zu einer Arztpraxis
fahren und es kommt nicht darauf an, ob er mehr oder weniger Patientenfiles durchgeht. Die Kosten liegen insbesondere in der Zeit, die der Angestellte aufwenden muss um die einzelnen Arztpraxen zu
besuchen. Somit sollten zur Testung des Medikamentes insbesondere Arztpraxen herangezogen werden, die in der Nähe des Arbeitsplatzes des Angestellten liegen.
(Die Darstellung dieses Cases war nicht ganz einfach, ich hoffe ihr habt trotzdem verstanden worum es ging:-)

Einblicke und Insider-Tipps

Ein Tipp an Interview-Kandidaten, den mir auch ein Berater gegeben hat:

Geht strukturiert vor! In meinem Fall haben die Berater mir gleich zu Beginn des Cases Unterlagen zu der Unternehmung gezeigt. Es ist insbesondere wichtig, nicht sofort mit der Analyse loszulegen, sondern sich zuerst eine Vorgehensweise zu überlegen. Z. B. in meinem 3. Interview:
Zuerst werde ich analysieren was genau der Inhalt der Kostenfunktion ist. Danach werde ich nach Verbesserungspotenzialen innerhalb der Kostenfunktion suchen. Am Ende werde ich die Kostenfunktion an meine Ergebnisse anpassen und Lösungen zur Reduktion der Kosten der Testung der Medikamente präsentieren.

Es ist nicht so schlimm, wenn man später von der Struktur/Vorgehensweise, die man dem Berater zu Beginn des Cases präsentiert, abweicht. Doch es ist wichtig, dass man gleich am Anfang sagt, wie man vorgehen wird! Ob man letztendlich auf die Lösung kommt, ist nicht so wichtig.

Des weiteren ist es wichtig, wenn in den Cases Zahlen vorkommen, sich nicht zu verrechnen, sich also genügend Zeit nehmen um richtig zu rechnen.

Einige Berater bei BCG Zürich beraten insbesondere Versicherungen somit ist es von Vorteil, wenn man sich in dieser Branche auskennt. Wenn man also weiss, welche Versicherungen in der Schweiz, welche Versicherungsprodukte anbieten.

Mir persönlich haben die Vorbereitungsbücher für Consulting-Interviews nichts gebracht. Eine Möglichkeit, um die Chancen zu erhöhen, wäre es meines Erachtens, bei BCG Zürich herauszufinden, welche Berater beim Recruting mitarbeiten und deren Arbeitsbereiche festzustellen. Jeder, der ein Interview bei BCG Zürich macht, bekommt Karten, auf denen draufsteht, in welchen Bereichen der Berater tätig ist. Meistens nehmen die Berater Cases aus den Branchen, in denen sie tätig sind, z.B. Versicherungen oder Pharmaunternehmen, wie in meinem Fall. Dann ist es von Vorteil, wenn man allgemein, etwas zu den Branchen erzählen kann.
Falls ihr jemanden kennt, der ein Interview in einer Unternehmung hatte, fragt nach, in welcher Branche, der Interviewer insbesondere tätig ist.

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