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Interview: Felix Reiners zum Thema Innovation

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Felix Reiners, „Innovation Manager“ im Bereich Global Technology der Deutschen Bank, im Gespräch mit squeaker.net.

Ob „Art works“-App, db New Workplace oder ein neues Filialkonzept: Als Motor für eine erfolgreiche Entwicklung unserer wissensbasierten Gesellschaft nehmen Innovationen für die Deutsche Bank einen hohen Stellenwert ein. Deshalb setzen wir zunehmend auf die Entwicklung und Umsetzung neuer Technologien und Methoden. Hier vertrauen wir auf Mitarbeiter, die mit wachem Verstand durch die Welt gehen, das Unmögliche möglich machen und heute schon wissen, welche Herausforderungen auf die Arbeitswelt von morgen warten. Felix Reiners ist einer von ihnen und weiß als „Innovation Manager“ als einer der ersten, was die Zukunft bringt.

Herr Reiners, wie wird man zum Manager für Innovationen?

Eine gute Basis dafür ist sicher mein VWL-Studium (bzw. International Economics), das ich in Maastricht absolviert und mit dem Master in Economics abgeschlossen habe. 2007 bin ich als Trainee bei Group Technology & Operations gestartet und kam dabei auch ins Innovation-Team der Deutschen Bank. Hier ist der Funke sofort übergesprungen – und so bin ich direkt geblieben. Mein aktuelles Projekt ist äußerst spannend: Hier geht es um „Crowdsourcing“. Crowdsourcing bedeutet, dass ich nicht einen Menschen oder ein kleines Team mit der Lösung eines Problems beauftrage, sondern mich damit an eine große Gruppe von Personen wende, die freiwillig daran mitwirken. Auf diesem Prinzip basieren beispielsweise auch Wikipedia oder Open-Source-Software. Es hat sich gezeigt, dass Crowdsourcing-Lösungen qualitativ besser und zugleich kostengünstiger sein können als Lösungen, die auf dem Input weniger Spezialisten beruhen. Entsprechend setzt man Crowdsourcing dann ein, wenn es sich um sehr komplexe oder mögliche zukünftige Probleme handelt. Aber auch für die reine Ideenfindung eignet sich dieses Tool hervorragend. Gerade in der sensiblen Anfangsphase von etwas Neuem ist es wichtig, so viele Leute wie möglich zu integrieren – und da das Ganze auf freiwilliger Basis läuft, ist die Motivation bei denen, die mitwirken, entsprechend hoch. Ein Testlauf mit 300 Teilnehmern war jedenfalls äußerst vielversprechend, sowohl in Bezug auf die Akzeptanz bei den Mitarbeitern als auch auf die Ergebnisse.

Also ist Crowdsourcing ein gutes Beispiel dafür, wie Innovationen die Arbeitsabläufe in Zukunft verändern werden. Wie würden Sie den Begriff „Innovation“ allgemein definieren? Ist jede Idee auch eine Innovation?

Eines ist sicher: Eine Idee ist nicht gleichzusetzen mit Innovation. Innovationen haben ihren Platz in der Zukunft, sie brechen mit Bestehendem, müssen kreativ gesucht und entwickelt werden. Damit einhergehend können Innovationen auch nicht im Wortsinne „gemessen“ werden – das heißt, man kann nicht beweisen, dass es am Ende wirklich funktionieren wird, da es ja neu und noch nicht erprobt ist. Deshalb ist es unmöglich, im Voraus zu prognostizieren, wie die Ergebnisse aussehen werden. Und genau deshalb ist es auch eine Kunst, andere davon zu überzeugen, dass sich die Investition in eine Innovation lohnt. Innovation kann auch bedeuten, dass man Systeme in einen ganz anderen Kontext transferiert, wie bei der Generierung kreativer Ideen innerhalb der Deutschen Bank nun bald mittels Crowdsourcing.

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Als Volkswirt hätten Sie sicherlich viele andere Karrierewege einschlagen können. Was hat Sie dazu bewogen, sich beruflich mit dem Thema Innovation auseinanderzusetzen?

Man kann sehr kreativ arbeiten, ohne Beschränkungen. Außerdem arbeite ich rundum lösungsorientiert, also nicht abgehoben, sondern down-to-earth. Ich habe in diesem Bereich die Möglichkeit, meine Umgebung aktiv zu verändern. Es ist meine Aufgabe, Bestehendes zu hinterfragen und ggf. zu ändern – und so kann ich dazu beitragen, dass meine direkte Arbeitsumgebung, aber auch die Deutsche-Bank-Welt als solches etwas besser wird. Was will man mehr?

Das klingt vor allem nach einer sehr kommunikativen Tätigkeit. Wie gestaltet sich Ihr Aufgabengebiet innerhalb Ihres Geschäftsbereichs konkret?

Zum einen fungiere ich als Innovations- und Projektmanager: Hierbei habe ich das große Glück, dass ich mir meine Projekte selbst aussuchen kann – so ist z. B. Crowdsourcing entstanden. Außerdem kommt eine große Portion Überzeugungsarbeit hinzu: Durch Präsentationen und kontinuierliche Kommunikation muss ich viele Kollegen von unseren Ideen überzeugen, um letztlich die Freigabe für Projekte oder Budgets zu erhalten. Von der Idee bis zur Umsetzung ist es manchmal ein weiter Weg, für den ich mir dann ein Team aus Entwicklern, IT-Managern, Designern oder externen Agenturpartnern zusammenstelle. Auch hier sind Transparenz und Kommunikation unerlässlich. Manchmal dauert es mehr als ein Jahr, bis die Umsetzung erfolgt, wie im Falle Crowdsourcing: Die erste Idee hatten wir im August 2010, die finale Umsetzung ist für März 2012 avisiert. Mitunter präsentieren wir auch einfach interessante Themen, die relevant sind oder werden, aber innerhalb der Bank vielen noch unbekannt sind. Oder wir leisten Aufklärungsarbeit, wie im Falle von Twitter, um Berührungsängste abzubauen. Zudem vernetzen wir Kollegen aus verschiedenen Geschäftsbereichen und von externen Partnern – das ist ein sehr wichtiges Thema, um Wissenstransfer, Austausch oder die Lösungsentwicklung voranzubringen und Synergieeffekte zu nutzen. Wir arbeiten auch stark mit Hochschulen in Projekten zusammen.

Zusammengefasst geht es also verstärkt darum, die Mitarbeiter der Deutschen Bank auf kommende Herausforderungen vorzubereiten und einen Schritt voraus zu sein. Welchen Stellenwert haben dabei aktuelle Themen und Nachrichten für Ihren Arbeitsalltag?

Aktuelle Nachrichten spielen bei meiner Arbeit keine so große Rolle, da wir eher in die Zukunft denken. Wir müssen nicht schnell reagieren, denn das, woran wir arbeiten, beeinflusst die Bank erst in ein paar Jahren. Entsprechend greifen wir eher Trends auf wie bspw. Social Media oder Gamification. Dafür konsultieren wir Blogs, Twitter und verschiedene Online-Kanäle, aber auch die klassischen Gartner-Trendreports oder die Erkenntnisse unserer DB Research Kollegen. Zudem tauschen wir uns mit anderen kreativen Köpfen auf Konferenzen und in Seminaren aus und sprechen mit Vendoren, die zum Teil neue Infos zu Trends und Veränderungen liefern können.

Ein kreatives Aufgabenfeld in der bürokratisch geprägten Bankwelt - ist es nicht eine große Herausforderung für Sie, diese Hürde zu überwinden und diese beiden Aspekte zu vereinen? Welchen Herausforderungen stellen Sie sich in Ihrem täglichen Arbeitsumfeld noch? 

Die Bankkultur ist darauf ausgelegt, verlässlich und sicher zu sein. Und das ist auch richtig so, denn das erwartet der Kunde von einer Bank. Das kann allerdings auch den Umgang mit Veränderungen schwierig gestalten. Dabei ist auch in einer Bank Kreativität gefragt, besonders dann, wenn es darum geht, sich an neue Entwicklungen anzupassen und die Zukunft zu gestalten. Als kreatives Team unterscheiden wir uns in gewisser Hinsicht vom klassischen „Bankertum“: So mancher Bankkollege schätzt es sehr, wenn alles glatt und wie gewohnt läuft, für mich als kreativen Kopf sind Veränderungen jedoch ein viel größerer Antrieb. Herausfordernd wird meine Arbeit auch immer dann, wenn wir von bestimmten Auflagen stark reglementiert werden. Aber gerade in diesem Umfeld ist es natürlich umso spannender, eine Idee umzusetzen. Und ganz nebenbei ist es ein tolles Gefühl, wenn man sieht, wie Tausende von Mitarbeitern oder Kunden etwas nutzen, das aus dieser Idee entstanden ist!

Innovationen können den Arbeitsalltag also nachhaltig verändern. Da interessiert uns natürlich ein Ausblick: Welche Bedeutung wird dem Thema Innovation zukünftig zukommen?

Mittel- bis langfristig wird das Thema meines Erachtens – gerade in Deutschland und den entwickelten Industrieländern – einen massiven Einfluss haben. Innovatives Arbeiten und die damit verbundenen Fähigkeiten wie Empathie, Probleme aus der Sicht des Kunden zu verstehen, Kreativität, Offenheit für radikalen Wandel etc. werden immer wichtiger werden und mehr Platz einnehmen als heute. Ich sehe das als logische Fortsetzung dessen, was mit der Industrialisierung begonnen hat. Momentan beobachten wir, dass in klassischen Bereichen wie der Industrie und dem Service-Sektor Arbeitsplätze abgebaut werden oder stagnieren, während vollkommen neue Geschäftsmodelle entstehen. Berlin ist mittlerweile eine der weltweiten Top-Locations für Start-ups. Wir selbst befinden uns momentan ebenfalls im Aufwind. Wir betreiben seit 2006 aktiv professionelles Innovationsmanagement. Wir haben in dieser Zeit viel vorangebracht und auch einige Fehler gemacht, aber wir haben daraus extrem viel gelernt. Wir können jetzt auf diesem starken Fundament aufbauen und in die Zukunft schauen. Positiv ist in diesem Zusammenhang sicher auch, dass die technischen Möglichkeiten heutzutage ganz andere sind als noch vor wenigen Jahren. Und mit der Umsetzung der modernen und flexiblen IT-Infrastruktur (daran wird gerade innerhalb der Deutschen Bank mit der Implementierung von SAP gearbeitet) werden wir in Zukunft wahnsinnige Möglichkeiten haben, Innovationen zu entwickeln und schnell auf den Markt zu bringen. Von daher ist Innovation DAS Thema der Zukunft!

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Maria Kersting, Senior Consultant bei BearingPoint, arbeitet im Bereich Government & Public Sector in Berlin. Sie ist seit Anfang letzten Jahres Mitglied des Kernteams des BearingPoint-internen Netzwerks Proud@BearingPoint in Deutschland.

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