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“Einem Prüfer bleiben viele Optionen offen”

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Sebastian Nimwegen über die Arbeit als Wirtschaftsprüfer bei Deloitte

Wieso hast Du Dich für den Schwerpunkt Rechnungslegung und Wirtschaftprüfung entschieden?

Bereits während des Grundstudiums habe ich bestimmte Vorlieben entwickelt, wobei es mir insbesondere zahlenorientierte Bereiche angetan hatten. Im Hauptstudium habe ich diese dann unter anderem im Schwerpunkt Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung vertiefen können. Dabei hat sich mein Interesse an der Wirtschaftsprüfung durch Praktika bei kleineren Kanzleien, aber auch großen, wie Deloitte und Ernst & Young, weiter ausgebildet.

Sehr früh im Studiums wird man mit Deutscher Bank oder McKinsey konfrontiert. Haben Dich die Branchen Investment Banking und Beratung kalt gelassen?

Diese Unternehmen haben sicherlich auch ihren Reiz, mein Fokus lag immer auf dem Bereich Wirtschaftsprüfung. Balance eine große Rolle, da diese in meiner Branche doch Auch hat sicherlich die gute Lehre an der Universität Münster, insbesondere im Bereich der Wirtschaftsprüfung, und die damit verbundene Reputation zu meiner Entscheidung beigetragen.

Du hattest die Vorstellung, dass die Work-Life Balance stimmt. Kannst Du das auch im Nachhinein, auch während der Busy Season, bestätigen?

Ich bin nicht ganz blauäugig in den Beruf eingetreten. Mir war klar, dass man auch in der Wranche keinen geregelten Acht-Stunden-Tag hat. Dies sollte jedem bewusst sein. Dennoch ist die Arbeitsbelastung . Zwar wird in der Busy Season mehr gearbeitet, aber im Sommer ist geringer. Zudem besteht die Möglichkeit von Freizeitausgleich im Rahmen des flexiblen Arbeitszeitsystems.

Wieso hast Du Dich für Deloitte und nicht für Ernst & Young entschieden?

Ich würde dies insbesondere mit der sehr guten Unterstützung während meiner Studienzeit begründen. So hatte ich die Gelegenheit, nach einem Inlandspraktikum auch ein Praktikum im Ausland, in Toronto/Kanada, zu absolvieren. Zudem habe ich meine Diplomarbeit in Kooperation mit Deloitte geschrieben und war während meiner Zeit an der Universität Campus-Scout für Deloitte. Als Campus-Scout ist man Ansprechpartner für Studenten und repräsentiert das Unternehmen, z. B. auch auf Karrieremessen. Zusammenfassend kann man also sagen, dass ich mich deswegen für Deloitte entschieden habe, weil die Betreuung, aber auch die menschliche Komponente bereits vor dem Berufseintritt überzeugend waren. Zwar haben mir die Praktika bei Ernst & Young ebenfalls gefallen. Deloitte überzeugte mich jedoch auf der ganzen Linie.

Toronto klingt sehr interessant. Wie ist dieses Praktikum zustande gekommen?

Nachdem ich mein Praktikum bei Deloitte in Deutschland absolviert hatte, habe ich mich nach den Möglichkeiten eines Auslandseinsatzes erkundigt. Glücklicherweise hat mich der zuständige Partner dann für einen Auslandseinsatz empfohlen. Ein spezielles Bewerbungsverfahren gab es nicht. Weil man sich schon aus dem ersten Praktikum gut kannte, geschah dies wirklich nur auf Empfehlung.

Wieviel hast Du in Toronto verdient?

Da müsste ich nochmal in meinen damaligen Unterlagen nachschauen, weil das schon fast vier Jahre her ist. Die Unterstützung war aber hervorragend, auch in finanzieller Hinsicht. So wurden bspw. auch Anreise und Unterkunft von Deloitte bezahlt.

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Wie sieht der typische Karriereweg aus?

Klassischerweise erfolgt nach zwei bis drei Jahren die Beförderung zum Senior. Dies geschieht auf Basis eines jährlichen Reviews, in welchem beurteilt wird, ob die gesteckten Ziele erreicht wurden. Für den weiteren Aufstieg im Bereich Wirtschaftsprüfung sind aber die Berufsexamina von entscheidender Bedeutung.

Und wie sieht es bei Dir aus? Kam der Vorschlag zur Promotion von Dir oder Deloitte? So ein Weg ist ja auch ein Trade-off aus der Vergütungsicht.

Die Initiative kam von meiner Seite. In Münster am IRW gibt es ein sehr gut strukturiertes Promotionsprogramm. Während der Busy Season arbeitet man Vollzeit bei Deloitte und im Sommer als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität. Dies macht man drei Jahre lang. Im vierten Jahr wird man komplett freigestellt, um sich voll und ganz der Dissertation zu widmen. Finanziell wird dies von Deloitte unterstützt. Deswegen fällt es schwer über einen Trade-off Auskunft zu geben, da ich nicht das Gefühl hatte, auf etwas verzichten zu müssen.

Dennoch klingt es so, als gab es zwischen Deloitte und Dir über die Jahre hinweg ein hohes Maß an Kommunikation…

Ja, die Unterstützung von Deloitte war sehr ausgeprägt. In meiner Abteilung hatte ich das Glück, dass alles sehr gut funktionierte.

Zur Busy Season, Du hast drei durchgemacht. Was ist Deine Bewertung hinsichtlich des Stressfaktors?

Grundsätzlich gilt, dass der Stressfaktor zum einen vom Mandanten abhängt. Gute Organisation und Kooperationsbereitschaft der Firma wirken sich positiv aus. Zum anderen beeinflusst das Zusammenspiel im Team den Stressfaktor. Bei mir hat das alles sehr sehr gut funktioniert. Dadurch hatte ich selten eine 60-Stunden-Woche.

Wie sieht eine funktionierende Teamsituation unter Wirtschaftsprüfern aus?

Wichtig ist zunächst, dass der Prüfungsleiter gut organisiert ist. Danach muss die Arbeit sorgfältig auf die Teamitglieder aufgeteilt werden. Dies ist deswegen so wichtig, weil jedes Teammitglied über einen anderen Erfahrungsschatz verfügt. Schwere Aufgaben werden meistens von erfahrenen Teammitgliedern bearbeitet und junge Kollegen erhalten tendenziell einfachere Aufgaben. Ein gut funktionierendes Team erkennt man daran, dass man wirklich zusammen arbeitet. Gerade unter jungen Kollegen kommen häufig Fragen auf, was völlig normal ist. Die erfahrenen Mitarbeiter müssen dann auch in stressigen Situationen bereit sein, auf diese Fragestellungen so einzugehen, dass die jungen Prüfer lernen, warum gewisse Dinge auf eine bestimmte Art und Weise durchgeführt werden. Hier ist meine Erfahrung, dass man auf jeden Fall die Zeit dafür investieren sollte, auch wenn es zeitaufwendig ist und man seine eigenen Aufgaben zunächst hinten anstellen muss.

Was für Eigenschaften muss Deiner Meinung nach ein Bewerber mitbringen, um in der Wirtschaftsprüfung glücklich zu werden?

Klassischerweise ein Studium der Betriebswirtschaftslehre oder Wirtschaftswissenschaften und einen relevanten Schwerpunkt wie Wirtschaftsprüfung, Rechnungslegung oder Controlling. Zudem erhöhen Praktika in diesen Bereichen die Chancen des Bewerbers. Bei einem guten Praktikum ist der Praktikant vollständiges Teammitglied und sammelt somit erste Berufserfahrung. Der spätere Berufseinstieg dürfte ihm daher leichter fallen. Weiterhin ist ein hohes Maß an Teamfähigkeit, Lern- und Einsatzbereitschaft notwendig. Wenn ein Teammitglied Probleme hat, muss man sich in seine Lage versetzen können und ihn unterstützen. Der Job ist nichts für Eigenbrötler.

Ein letzter Tipp für unsere Squeaker?

Die Wirtschaftsprüfungsbranche ist ein hervorragender Ausgangspunkt für den Karrierestart. Man bekommt einen umfassenden Einblick in kleine und große Firmen. Weiterhin ist ein schneller, strukturierter Aufstieg innerhalb der Branche möglich, sofern man die nötige Arbeitsbereitschaft und Leistung vorweisen kann. Aber auch wer nicht mehr in der Wirtschaftsprüfung tätig sein möchte, dem bleiben viele Optionen offen – zum Beispiel durch einen Wechsel in eine der anderen Funktionen bei Deloitte wie Steuerberatung, Consulting oder Corporate Finance. Aber auch für weitere Branchen stellt die Wirtschaftsprüfung ein exzellentes Karrieresprungbrett dar.

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Maria Kersting, Senior Consultant bei BearingPoint, arbeitet im Bereich Government & Public Sector in Berlin. Sie ist seit Anfang letzten Jahres Mitglied des Kernteams des BearingPoint-internen Netzwerks Proud@BearingPoint in Deutschland.

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